Samstag 24. September 2022
Meine erste Reise mit Birdingtours!
Lesedauer: ca. 10 Minuten
Eigentlich bin ich keine Freundin von Pauschalreisen. Normalerweise recherchiere ich vor meinen Birdwatching-Trips im Internet und stelle mir mein Programm selbst zusammen. Doch dieses Jahr bekam ich meinen Urlaub so kurzfristig genehmigt, dass dafür keine Zeit blieb. Also ließ ich mich auf das Abenteuer Pauschalurlaub ein und beschloß den großen deutschen Anbieter „Birdingtours“ auszuprobieren. Der Trip nach Estland 🇪🇪 war als Lesereise des Magazins „Vögel“ annonciert, daher hoffte ich, dass neben den angekündigten Säugetieren auch die Vögel nicht zu kurz kommen würden.
Ein Rest Unsicherheit blieb:
- Würde ich auf enthusiastische Vogelliebhaber:innen treffen oder auf „Trophäensammler:innen“, die so viele Arten wie möglich abhaken wollen und sich gar nicht für die kleinen, gefiederten Lebewesen interessieren?
- Was für eine Gruppendynamik würde es geben?
- Würde genug Zeit zum Fotografieren und Filmen bleiben oder war das eher eine Reise für Beobachter:innen?
Abflug vom Frankfurter Flughafen
Am Frankfurter Flughafen ✈️ verlief alles reibungslos. Ich hatte bereits die Nacht davor eingecheckt und musste nur noch meinen Koffer 🧳 abgeben, was ebenfalls automatisiert möglich war. 10 Minuten später war ich fertig und genoß in aller Ruhe mein Frühstück.

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Die elektronische Boardkarten-Kontrolle funktionierte einwandfrei und die Security-Mitarbeiter:innen scherzten mit den Fluggästen. Es war unterhaltsam, ihnen dabei zuzusehen, während sich unsere Schlange langsam weiter Richtung Sicherheitskontrolle schob. Draußen ging währenddessen die Sonne rot-golden auf.

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Ich las im Wartebereich des Gates im Buch 📕 „Birds of Estonia“ und schaute mir mit meinen Smartphone-Apps Videos zu Vögeln an, die ich noch nicht kannte. Dann wurde mein Flug aufgerufen und es ging los.

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Der Flug verlief reibungslos und ich schaute fast die ganze Zeit aus dem Fenster. Beim Landeanflug bekam ich einen ersten Eindruck von Estland 🇪🇪: sehr viel Wald, wenige Felder, Inseln vor der Küste, die Farben grün und herbstlich-golden dominierten.

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Ankunft in Estland am Flughafen von Tallinn

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An dem sehr niedlichen Tallinner Flughafen wurden wir von unserem estländischen Guide Bert und einem jungen, estländischen Biologiestudenten, der zukünftig auch für Birdingtours tätig sein wird, erwartet. Unser deutscher Guide Roland traf zusammen mit der restlichen Reisegruppe etwas später ein. Insgesamt waren wir 9 Touristen und 3 Guides.
Fahrt zum Altmõisa Guesthouse
Wir verteilten uns auf zwei Mini-Busse und ich hatte das Glück bei den estnischen Guides zu sitzen, die uns bereits auf der Fahrt in den Westen auf so ziemlich alle Vögel aufmerksam machten, die es unterwegs nur irgendwie zu entdecken gab. Insbesondere Bert schien alles außerhalb des Autos wahrzunehmen, egal wie klein oder wie weit entfernt es war. Glücklicherweise gibt es in Estland sehr, sehr, sehr wenig Autoverkehr, so dass es ungefährlich war, ständig nach Vögeln zu schauen 🙂 Der Biologiestudent hatte zahlreiche weiterführende Informationen parat, so dass die etwa 2-stündige Reise zur ersten Unterkunft wie im Flug verging.
Das Altmõisa Guesthouse ist sehr gemütlich und wunderschön am Rande des Matsalu-Nationalparks gelegen. Die Zimmer sind ein Traum!

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Vogelzug
Direkt nach der Ankunft zogen wir das erste Mal los, um Vögel im nahegelegenen Moor zu beobachten. Zahlreiche Zugvögel zogen über uns hinweg, unter anderem Kraniche und Bläßgänse, aber auch viele Kleinvögel.
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Junger Elch-Bulle
Nach dem Abendessen fuhren wir in den Nationalpark, um uns in der Dämmerung auf die Suche nach Säugetieren, Sperlings- und Habichtskauz zu machen. Ein junger Elchbulle lief uns als erstes über den Weg und beide Autos hielten an, damit ihn alle sehen konnten.
Leider verhielten sich einige der Gäste wie eine Gruppe aufgescheuchter Hühner und liefen hektisch und laut redend – teilweise direkt vor den Spektiven und Kameras der anderen Teilnehmer – hin und her, so dass es schwierig war, den Elch in Ruhe zu beobachten, fotografieren oder filmen. Ich war doch etwas irritiert, da ich so ein Verhalten bei einer Birdwatching-Reise nicht erwartet hatte, sondern eher bei „normalen“ Touristen. Der junge Biologiestudent meinte beruhigend, das würde sich im Laufe der Reise noch geben und ich hoffte inbrünstig, dass er recht hat. Licht und Entfernung waren nicht wirklich gut genug für eine Videoaufnahme, doch es war mein 1. Elch und daher nahm ich die schlechte Bildqualität in Kauf.
Nikon Coolpix P950
Sperlings- & Habichtskauz
Danach fuhren wir zu einem Platz, an dem der junge Biologiestudent vor ein paar Tagen Habichts- und Sperlingskäuze gesehen und gehört hatte. Um die Eulen anzulocken imitierte unser estländischer Guide Bert als erstes einen Sperlingskauz. Tatsächlich antwortete ein Käuzchen und kam dabei immer näher geflogen🙂 Einmal sah ich es auch kurz von Baum zu Baum fliegen, aber dann war es optisch nicht mehr auszumachen. Aber seine Stimme konnte ich aufnehmen!
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Beim weiblichen Habichtskauz funktionierte das Anlocken durch Stimmimitation ebenfalls und ich sah sie kurz als grauen Umriß im Dämmerlicht auf einem Ast sitzend. Sie flog sofort wieder auf und während wir darauf warteten, dass sie zurückkam, stellte ich den Saturn mit seinen Ringen im Spektiv ein und betrachtete ihn zusammen mit dem Biologiestudenten.
Kommunikation mit einem Wolfsrudel
Leider kam Frau Habichtskauz nicht zurück und so fragte unser deutscher Guide, ob wir Wölfe hören möchten. Was für eine Frage, natürlich wollten wir! Also fuhren wir zu einer vielversprechenden Stelle und Bert ermahnte die Gruppe eindringlich, sich sehr ruhig zu verhalten, damit wir die scheuen Tiere nicht verscheuchen würden. Wir musste aussteigen, noch während der Motor lief und uns ganz still hinstellen.
Dann imitierte Bert Wolfsgeheul und sie antworteten! Es war ein ganzes Rudel und ich konnte mühelos einzelne Individuen heraushören. Es klang, als wären Welpen dabei, die enthusiastisch „Wolf-Tonleitern“ übten. Was für ein Erlebnis: es war so dunkel, dass die Bäume nur als Silhouette zu erkennen waren, über uns ein fantastischer Sternenhimmel mit Milchstrasse – und dann die mit uns kommunizierenden Wölfe 🐺🐺🐺. Bei zweiten Mal antwortete deutlich entfernter nur ein einzelnes Männchen. Beim 3. Mal antwortete wieder die Familie mit den enthusiastischen Welpen. Es war wunderschön! Ich ertappte mich dabei, wie ich lächelte und mich pudelwohl fühlte. Was für ein wunderbarer, kostbarer Moment für die Ewigkeit.
Astronomische Beobachtungen vor dem Altmõisa Guesthouse
Zurück an unserer Unterkunft bot ich dem Biologiestundenten an, dass wir uns noch einmal Planeten und Sterne im Spektiv anschauen können. Wir betrachteten den Jupiter mit seinen 4 Monden und zu erahnender Bänderung, Saturn mit seinem Ring, ein paar Sternschnuppen fiehlen und danach stellten wir noch die Plejaden und die Andromeda Galaxie ein. Der Student meinte, vor kurzem habe er Polarlichter sehen können, aber an diesem Abend war das schon aufgrund der Bewölkung im Norden nicht möglich. Langsam wurde es sehr kalt und so machten wir Schluß. Was für ein vielversprechender Anfang für meinen ersten Urlaub in Estland 🇪🇪.
Alle Vogel-Sichtungen von heute
Vögel auf der Fahrt von Tallinn zum Altmõisa Guesthouse
- Nebelkrähen (🇪🇪 Hallvares)
- Wacholderdrosseln Zug (🇪🇪 Hallrästas e. paskrästas)
- Turmfalke (🇪🇪 Tuul tallaja)
- Mäusebussard (🇪🇪 Hiireviu)
- Goldammern Zug (🇪🇪 Talvike)
- Ringeltauben Zug (🇪🇪 Kaelustuvi)
- Buchfinken Zug (🇪🇪 Metsvint)
Vögel am Altmõisa Guesthouse
- Wacholderdrosseln (🇪🇪 Hallrästas)
- Bläßgänse Zug (🇪🇪 Suur-laukhani)
- Kraniche Zug (🇪🇪 Sookurg)
Vögel bei der Dämmerungs-/Nachtour
- Sperlingskauz (🇪🇪 Värbkakk)
- Habichtskauz (🇪🇪 Händkakk)